Der Dachzelt-Anhänger

Grundlagen

Die Dachzelt + Jimny -Problematik ist vermutlich bereits bekannt.
Falls nicht, findet ihr HIER Details, die als Entscheidungshilfe zur Frage dienen könnten, ob ihr das Schlafgemach auf oder hinter dem Jimny transportieren möchtet.

Wir haben uns bewusst für einen Anhänger entschieden.
Ein geeignetes und nur noch eher selten genutztes Modell stand bereits auf dem Hof.
Nun musste es natürlich noch technisch und optisch zum Jimny passen.
Die am Jimny verbaute Anhängerkupplung von Auto-HAK, ist natürlich so konstruiert, dass sie Standard-Anhänger an einem Standard-Jimny ziehen soll.
Wird der Jimny höher gelegt, muss also entweder die Anhängerkupplung nach unten wandern oder die Anhängerdeichsel nach oben.
Warum also nicht den Anhänger Offroad-fähig umrüsten und ein wenig in die Höhe wachsen lassen.

Wichtiges vorab

Allem voran muss erwähnt werden, dass der zur Grundlage verwendete Anhänger bereits als Eigenbau eingetragen war.
Dieser stammt aus DDR-Zeiten und ist zum Teil, mit einer vom Trabant stammenden Unterkonstruktion versehen.
Was sich gleich aus mehreren Gründen für einen Umbau eignet.
Einerseits bringt der „Eigenbau“ Modifikationsmöglichkeiten mit sich, die so mit einem neuen Anhänger nur schwerer möglich wären. Andererseits ist die Grundkonstruktion recht einfach gehalten und auch die Größe bietet sich für einen kleinen Wagen und zur Nutzung als Dachzeltanhänger an.
Trotz alledem wurden die Modifikationen vorher mit einem Dekra-Prüfer abgeklärt.

Zur Modifikation

Um die Auswirkungen der Idee zu testen, wurde die alte Lego-Kiste aus dem Keller geholt und damit mehrere Varianten, im wahrsten Sinne des Wortes, durchgespielt.
Nach etwas Spielspaß kam dann auch recht schnell die Erleuchtung.
Mit dem Anhänger, dem Lego-Modell und einer Zeichnung wurde dann der Dekra-Prüfer des Vertrauens zu Rate gezogen, der so auch recht schnell sein Okay für die spätere Abnahme gab.

Details zu Konstruktion

Die Original Dreieckslenker haben einen, im Bezug zur Befestigung, nach oben versetzten Achsmittelpunkt.

Wie jeder weiß, erreicht man eine echte Höherlegung nicht durch Fahrwerk und Federn, sondern durch einen größeren Raddurchmesser, der die Achse tatsächlich nach oben befördert.

In der Realität hat der Anhänger konstruktionsbedingt einen massiv negativen Sturz.
Um einem einseitigen Abfahren der Reifen entgegenzuwirken und weitere Bodenfreiheit zu gewinnen, wurde auch hier eine Veränderung vorgenommen.

Durch den Tausch des Dreieckslenkers von rechts nach links, erreicht man also schon die erste Höherlegung.

Von ursprünglich 4jx13 mit LK 4×160, wurde mit Hilfe einer Adapterplatte auf 4,5jx13 mit LK 4×100 gewechselt. Außerdem wurden Fedima FOR 4×4 145/80 R13 aufgezogen.

Die inneren Befestigungspunkte wurden nach unten versetzt, so dass der negative Sturz deutlich reduziert wurde. Außerdem wurden längere Anschlagpuffer verbaut, die als Federwegsbegrenzer dienen.

Durch die erwähnten Änderungen, wurde die Deichsel um ca. 10cm nach oben versetzt und passt nun genau zur Höherlegung des Jimnys.
Die Achskonstruktion mit weicher Blattfeder bewirkt in der Standard-Konstruktion, dass der Anhänger beim Überschreiten der zulässigen Belastung so stark einfedert, dass die Reifen-Innenseite an den Bordwänden schleift. So hatten wir vor dem Umbau schon hupende Fahrzeuge hinter uns, die auch mit Blinksignal und Winken partout nicht überholen wollten. Danke an dieser Stelle fürs auf den brennenden Hänger aufmerksam machen.
Lerneffekt: Feuerlöscher immer an Bord!

Dem Ganzen wurde mit einer stärkeren Blattfeder, den Spurplatten und den längeren Anschlagpuffern entgegengewirkt, so dass die Sturzkorrektur sich nicht negativ auf das Fahrverhalten auswirkt.
Der Anhänger hat von Haus aus zwar ein sehr geringes zulässiges Gesamtgewicht, da er aber als Dachzeltanhänger dieses Gewicht nicht erreicht, entstehen tatasächlich nur Vorteile durch die Sturzkorrektur.

Die vormals angebrachte Reling nimmt den Querträger von Suzuki und somit die Dachzelt-Unterkonstruktion perfekt auf. Dahingehend musste also nichts extra angepasst werden.
Die Idee zu einem Deckel war da, wurde aber schnell wieder verworfen, da dieser sehr fest, aber auch abnehmbar sein müsste, in abgenommenem Zustand wieder separat gelagert, keine vernünftigen und vielseitigen Befestigungsmöglichkeiten bietet und einiges mehr.
Kurz als Erinnerung zum Gesamtkonzept: Alles soll bezahlbar bleiben und weitestgehend in Eigenregie gefertigt werden können. Außerdem ist eine gewisse Alltagstauglichkeit vorgesehen. Natürlich gäbe es Lösungen mit Alu-Konstruktion, Schwerlastdämpfern und Airline-Schienen, aber eben nicht zum anvisierten Preis.

Die stählerne Grundkonstruktion steht nun also. Zeit für eine Auskleidung.
Hierfür wurden 18mm Siebdruckplatten verwendet. Die Zuschnitte wurden weitestgehend im Holzmarkt vorgenommen. Die Kanten, Löcher und Ausschnitte wurden mit Versieglung behandelt und die Ecken und Kanten im Nachgang nochmal separat mit Sikaflex abgezogen.
Der Unterseite wurde dick mit Unterbodenschutz versiegelt.

Die ehemalige Heckklappe entfällt. Stattdessen wurde ein Heckklappennetz verwendet.
An der Deichsel wurde ein Stützrad und zum stabilisieren am Heck je eine Stütze verbaut.
Auch sind rundum verschiedene Ösen als Zurrpunkte vorhanden.
An den Seiten sind kleine Unterlegkeile und klappbare Motorrad-Träger angebracht, die nach Bedarf zum Beispiel einen Kanister aufnehmen können.
Vom Jimny selbst lagen noch ein paar Schutzgitter der hinteren Leuchten im Regal, welche dem Offroad-Look nochmal das i-Tüpfelchen bescheren.

Alles in allem haben wir so die für uns ideale Dachzelt-Variante geschaffen.
Der Jimny bleibt vollkommen Offroad-tauglich und das Basecamp kann beim Umgebung erkunden einfach stehen bleiben.

Ihr habt Fragen? Anregungen! Wünsche?!
Her damit. Ich versuche aus jeglichem Input etwas zu machen.

Alle Bilder, Videos und Texte unterliegen dem Urheberrecht. Text, Bilder & Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Roth (The Jimny Diaries)